Tourdatum: 31.08.2005
Kategorie: Klettersteig
Ort/Region: Grindelwald / Berner Oberland
Teilnehmer: Christian, Heike, Johannes
Beschreibung: Echtes Bergsteiger-Feeling im Schatten der berühmten Eiger Nordwand. Wir begingen den Klettersteig während unseres Urlaubsaufenthaltes am Thuner See in der Schweiz. Anschließend stiegen wir über den Eiger-Trail direkt am Fuße der Nordwand ab.
Bemerkung:  

31.08.2005 Rotstock inkl. Eigertrail (Dauer: 6 Stunden)

Zur Eiger Nordwand muss man keinem Berg-Interessierten viel erklären. Nahezu jeder hat wahrscheinlich schon mind. eine dramatische Geschichte, die sich in dieser berühmten Felswand abgespielt hat, gehört. Der Rotstock mit seinen 2663m liegt direkt am Fuße des Ostteils der Nordwand und lässt sich über einen Klettersteig bezwingen. Der Klettersteig zählt zur eher leichten Kategorie und war die ideale Grundlage für unseren erste "via ferrata" zu Dritt. Johannes war zwar schon hin und wieder mit uns in der Kletterhalle, echtes Berg-Feeling hatte er aber bis zu dieser Woche noch nicht erlebt. Bei vorausgesagtem strahlendem Sonnenschein brachen wir also morgens mit dem Auto Richtung Grindelwald auf, um eine der ersten Bahnen auf den Berg zu nehmen. Wir nahmen an diesem Tag folgende Route: Von Grindelwald aus mit der Bahn zur Kleinen Scheidegg, anschl. ein kurzes Stück weiter mit der Jungfraubahn bis zur Station Eigergletscher. Dort zu Fuß ein kurzes Stück über den Eiger-Trail zum Einstieg in den Klettersteig. Dann über den Gipfel des Rotstock wieder hinunter zur Station Eigergletscher und über den Eiger-Trail zum Gasthof Alpiglen, um das letzte Stück mit der Bahn wieder bergab zu fahren. Ich erwähne dies hier, da wir für diesen "Rundkurs" einen Rabatt beim Bahnticket bekamen - dies ist ggf. für evtl. Nachahmer interessant.

Los ging es gegen 9:30 Uhr mit der Bahn von Grindelwald zur Kleinen Scheidegg. Kurz vor der Bergstation hatten wir das "Glück", dass wir bei einem ungeplanten, halbstündigen Aufenthalt das tolle Panorama geniessen durften, da unser Zug wegen techn. Problemen auf der Strecke liegen blieb. Mit etwas Verspätung erreichten wir dann gegen 10:30 Uhr die Station Eigergletscher, von der aus wir uns dann zu Fuß auf den Weg machten. Um den Einstieg zum Klettersteig zu erreichen, muss man zuerst ein Stück dem Eiger-Trail folgen, der perfekt ausgeschildert ist. Etwas schwieriger wird es dann mit dem Zustieg zum Klettersteig, den auf diesen ist überhaupt kein Hinweis mehr zu finden. Obwohl wir uns vorher informiert hatten, sind gutes Stück am Zustieg vorbei gelaufen. Merken sollte man sich, dass die Abzweigung zum Klettersteig direkt am Fuße der Nordwand liegt (ca. 15 Min. auf dem Eiger-Trail). An dieser Stelle ist eine Informationstafel über die Erstbegehung mit eingezeichneter Route aufgestellt. Von dieser Stelle lassen sich auch schon sehr gut die Einstiegsleitern des Klettersteigs erkennen - man folgt dann dem schmalen Trampelpfad über den angrenzenden Grasbuckel in Richtung Fels. Nachdem wir an der ersten Leiter unsere Sicherung angelegt hatten, stiegen wir in den Klettersteig ein. Das erste Teilstück besteht aus einer steil aufragenden Felswand, die durch schmale Terrassen immer wieder unterbrochen ist und größtenteils mit Leitern und leichten Felsklettereien überwunden wird.

An diesem Tag trafen wir nur wenige Leute auf dem Klettersteig, so dass wir uns auf Grund unseres fortgeschrittenen Hungers den Luxus eines 2. Frühstücks mitten im Steig gönnten. Auf einem schmalen Felsplateau machten wir Rheinhessen es uns mit "Weck, Worscht & Wasser" zwischen unseren eingeklinkten Karabinern bequem und genossen die sonnige Aussicht auf den mittlerweile stark frequentierten Eiger-Trail. Wir konnten sehr gut erkennen, dass wir zwischenzeitlich zum "Objekt der Begierde" für einige Wanderer geworden waren, die unsere Kletterei mit Ferngläser verfolgten. Vielleicht weil in der Eiger Nordwand nichts zu sehen war? Nach erfolgter Sättigung machten wir uns weiter aufwärts und gelangten nach den Leitern auf ein Wegstück, dass in weitläufigen Terrassenstufen nach oben führte. Wir passierten noch einen Wartungsschacht der Jungfraubahn, einen kleinen Wasserfall und nach ca. 1 h Gehzeit gelangten wir ca. gegen 13:00 Uhr auf den Gipfel des Rotstock (2663m). Eine erstaunlich große Felsplattform bot uns ein tolles Panorama: weit unten klein zu erkennen Kleine Scheidegg und Eiger-Trail und hinter uns greifbar nah die Gletscherlandschaft von Eiger, Mönch & Jungfrau. Ein tolles Bild, vor allen Dingen für Johannes, der zum ersten Mal auf einem Berggipfel stand. Zur Perfektion des Ganzen trugen wir uns noch ins vorhandene Gipfelbuch ein.

Nach dem Ablegen unserer Sicherung stiegen wir über den Rücken des Rotstock wieder ab Richtung Station Eigergletscher. War der Klettersteig noch sehr gut zu begehen, machte der Abstieg nicht wirklich Spaß. Der Weg war sehr steil, führte abwechselnd über ungesicherte Schotterpassagen , dann wieder über seilversicherte (keine Stahl-, sondern Kletterseile !) Felsterrassen und man musste höllisch aufpassen, dass man sich am Ende nicht noch verletzte. Gegen 14:00 Uhr hatten wir es dann aber doch geschafft und trafen nach der Station Eigergletscher wieder auf den Eiger-Trail. Dieser Weg führt, wie bereits erwähnt, in ca. 2h abwärts Richtung Berggasthof Alpiglen und dann weiter nach Grindelwald oder zur Gletscherschlucht. Die beeindruckende Wegführung direkt am Fuß der Eiger Nordwand gab einem fast das Gefühl mittendrin in der Welt der legendären Bezwinger wie Anderl Heckmaier, Heinrich Harrer oder Reinhold Messner zu sein. Leider kann man an diesem Tag aber keine Kletterer in der Wand beobachten, da die Jahreszeit zu diesem Zeitpunkt nicht geeignet ist und wie wir später erfuhren, sich nur Verrückte in der Wand aufhalten würden. Aber ein wenig verrückt muss man wohl auch in einer anderen Jahreszeit sein, um sich an die Besteigung zu wagen. Wir passierten noch ein paar wunderschöne Wasserfälle, ein riesiges Schotterfeld mit einer unendlichen Zahl an Steinmännchen und eine große Kuhherde, bevor wir gegen 16:30 Uhr erschöpft auf Alpiglen eintrafen.

Jetzt waren wir doch froh, trotz des Preises, für den letzten Abstieg die Bahn gewählt zu haben. Wir genossen den Tag noch mit einer zünftigen Mahlzeit und dem Schreiben einiger Ansichtskarten gespickt mit den Erlebnissen unseres Tages. Letztendlich ein schönes und lohnendes Erlebnis, wenn man von dem kurzen Abstieg vom Rotstock absieht. Johannes hat es übrigens so viel Spaß gemacht, dass wir 2 Tage später noch gemeinsam den Klettersteig zum Schwarzhorn begingen und ich hoffe, dass wir uns auch in den kommenden Jahren vielleicht hin und wieder einmal gemeinsam in ein Gipfelbuch eintragen werden.

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