Tourdatum: 27.06.2009
Kategorie: Klettersteig
Ort/Region: Riva / Gardaseeberge
Teilnehmer: Christian, Heike
Beschreibung: Der Klassiker am Gardasee mit seinen nahezu endlos langen Leitern dürfte vermutlich jedem Klettersteigfreund ein Begriff sein. Auch für uns war der Aufstieg zur Cima SAT ein "Muss", leider bei etwas bewölktem Himmel, der die tolle Sicht auf Riva und das nördliche Gardaseeufer etwas verdeckte.
Bemerkung: Hilfreich für die Tourenplanung ist Hüslers Klettersteigführer Gardasee (Bruckmann Verlag/ISBN: 3-7654-5021-1)

27.06.2009 Riva(78m)-Bastione(211m)-Rifugio Barbara(560m)-Via dell'Amicizia-Cima SAT(1276m)-Riva (Dauer: 6 Stunden)

Dieser Klettersteig begegnete uns immer wieder während der Vorbereitung auf unseren Urlaub, es ist sicherlich der Bekannteste unter den Eisenwegen am Gardasee. Sogar einen Dokumentarfilm über den Aufstieg hat man gedreht, der hin und wieder im Fernsehen in einem der dritten Programme ausgestrahlt wird. Bereits 1972 wurde die Anlage in den Felsen des Rocchettamassifs eröffnet - in einer Zeit in der Klettersteige noch lange nicht die Popularität von heute besaßen. Seine Faszination erhält der Steig aus seinen schier endlos erscheinenden Leitern und der tollen Perspektive vom Gipfel des Cima SAT(1278m) auf Riva und den nördlichen Teil des Gardasees. Ausgangspunkt für den Aufstieg ist Riva und die erste Hürde, die es zu nehmen galt, war die Parkplatzsuche. Der Weg beginnt an einer Hinweistafel nahe dem großen Kraftwerksgebäude direkt am Ortsausgang Richtung Brescia/Limone schräg gegenüber einer kleinen Motorrad-Werkstatt. Das erste Teilstück des Aufstieges ist der Fußweg zur Bastione(211m), der markant über Riva liegenden Burgruine.

Nahe des Kraftwerks gibt es nur sehr wenige Parkplätze, weswegen sich eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln empfiehlt. Ansonsten sollte man früh dran sein, denn Riva ist tagsüber ein Nadelöhr für den Durchreiseverkehr. Ein Tipp könnte noch die kurz vor dem Kraftwerk nach rechts abzweigende Straße in den Ortsteil St. Giacomo sein, zumindest gibt es dort noch einen kleinen, sogar kostenfreien, Parkplatz. Dies bedeutet zwar zu Beginn etwa 10 Minuten mehr Fußweg, liegt dafür aber günstiger im Abstieg. Aber nun zu unserer Begehung: In etwa 20 Minuten stiegen wir auf gut ausgebautem, sogar gepflastertem Weg in steilen Serpentinen zum ersten Aussichtspunkt, de Bastione(211m) hinauf. Weiter folgten wir dann dem im Wald verlaufenden Wanderweg 404 hinauf zum Rifugio Barbara(560m) und dem kleinen Kirchlein Santa Barbara, die man etwa 1,5 Stunden nach dem Aufbruch in Riva erreicht. Unbedingt ratsam ist es, im ersten Teilstück das Tempo heraus zu nehmen und den Aufstieg langsam anzugehen. Insgesamt sind bis zum Gipfel etwa 1200 Höhenmeter zu überwinden, für die es noch genug Ausdauer und Kraft braucht. Leider ist das Rifugio nicht dauerhaft bewirtschaftet, daher sollte man an ausreichend Wasser und Verpflegung denken, da es auf der Tour keine weiteren Einkehrmöglichkeiten gibt.

Angeblich kann man vom Tal aus an der gehissten Flagge erkennen, wann die Hütte geöffnet hat - dies scheint wenn überhaupt am Wochenende der Fall zu sein. Wie auch immer, eine kurze Rast ist hier auf jeden Fall empfehlenswert, denn dann sind es nur noch wenige Minuten bis zum Einstieg in den Klettersteig. Zunächst sind es nur leichte Kletterstellen, die mit Drahtseilsicherung nach oben führen. Dann folgt ein längeres Stück einfaches Gehgelände bis man schon aus einiger Entfernung die markante Doppelleiter in der senkrechten Felswand erkennen kann. Spätestens hier sollte man dann das Klettersteigset anlegen. Steil führt der erste Teil der Leiter nach oben auf eine kleine Stahlplattform, auf der es nur für eine Person Platz hat. Nahtlos geht es danach weiter auf den zweiten Teil. Etwas verrostet wirken die Leitern in diesem Steig, der optische Eindruck macht dem zögernden Kletterer nicht wirklich Mut. Zum Glück bestätigte sich das dann im Aufstieg nicht, alles war stabil. Zunächst wird es dann wieder eher langweilig - auf einem Wanderpfad mit wenig Aussicht geht es weiter. Doch schon bald rückt ein weiterer Höhepunkt der Tour ins Blickfeld: eine fast unendlich wirkende Leiter!

Sie war das Längste, was uns bisher im Klettersteig begegnet ist und führt immer steiler werdend, am Ende sogar senkrecht und fast überhängend, nach oben. Auch wenn Leitern technisch nicht anspruchsvoll sind - diese macht den Steig zu etwas Besonderem und lohnenswert. Fast schade, dass man damit den spektakulärsten Abschnitt des Klettersteigs schon hinter sich hat, der weitere Weg gestaltet sich eher unschwierig. Ein paar weitere Leitern und Drahtseile helfen dabei, die restlichen Höhenmeter zum Gipfel noch zu überwinden. Nicht verpassen sollte man dabei allerdings ein gutes Fotomotiv kurz unterhalb des Gipfels, beim Ausstieg aus einer Leiter mit fantastischem Blick auf Riva und den See. Zu guter Letzt steht man dann etwa 2,15 Stunden nach dem Einstieg in den "Weg der Freundschaft" auf dem mit einer kleinen italienischen Fahne geschmückten Gipfel des Cima SAT(1276m). Hier bietet sich genügend Platz, um in Ruhe zu verweilen und den atemberaubenden Blick zu genießen, wenn man nicht gerade wie wir einen Wolken verhangenen Tag erwischt. Aber auch wir konnten die Aussicht genügend bewundern. Für den Abstieg zurück nach Riva gibt es dann zwei Möglichkeiten: Ein Übergang zur Cima Capi(909m) ermöglicht es, die Via dell'Amicizia mit weiteren Klettersteigen im Rocchettamassif zu kombinieren.

Wir hatten jedoch die Begehung dieser Steige in einer weiteren Tour geplant und entschieden uns für den klassischen Abstieg über den Sentiero Crazidei. Steil geht es zunächst vom Gipfel drahtseilversichert herunter auf das Plateau mit dem Landeplatz für den Hubschrauber in Notfällen. Linker Hand geht es dann hinüber zur Cima Capi, während wir rechter Hand dem Weg in unzähligen Serpentinen hinab durch das Val Mera folgten. Etwa zwei Stunden muss man dafür noch einmal einplanen. Einen kleinen Vorteil hat, wer sein Fahrzeug in St. Giacomo geparkt hat, da der Pfad oberhalb dieses Ortsteils von Riva ausläuft und Abstiege nach St. Giacomo ermöglicht. Nur wenige Minuten mehr sind es bis zum Stadtkern von Riva. Insgesamt 6 Stunden waren wir auf dem Klassiker am Gardasee unterwegs und ich finde, dass der Steig auf jeden Fall einen Aufstieg wert ist. Nicht besonders schwierig, aber schon besonders mit den langen Leitern und seinem faszinierenden Ausblick. Nachteilig könnte die Frequentierung des Steigs sein, auch wenn wir es nicht erlebt haben. An manchen Tagen scheint es sehr überlaufen zu sein und an den Leitern kommt es dann zu Wartezeiten. Ein Warnschild an der Doppelleiter weist darauf hin, dass max. drei Personen daran aufsteigen dürfen. Eine wunderbare Tour ist sicherlich auch die Kombination mit dem Übergang zur Cima Capi, wer die weiteren Klettersteige nicht in einer gesonderten Tour begehen möchte.

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