Tourdatum: 28.06.2009
Kategorie: Klettersteig
Ort/Region: Monte Baldo / Gardaseeberge
Teilnehmer: Christian, Heike
Beschreibung: Interessanter und abwechselungsreicher Klettersteig am Gebirgszug des Monte Baldo Massifs in der Nähe von Avio. Der Höhepunkt dieser Tour liegt in der Durchsteigung einer gewaltigen Felswand, optischen Genuss bringen aber die grünen Almmatten unterhalb des Monte Baldo Hauptkamms.
Bemerkung: Hilfreich für die Tourenplanung ist Hüslers Klettersteigführer Gardasee (Bruckmann Verlag/ISBN: 3-7654-5021-1)

28.06.2009 Madonna delle Neve(1082m) - Preafessa Wasserfall(720m) - Sentiero Sega - Madonna delle Neve (Dauer: 5,5 Stunden)

Nachdem wir die ersten Tage rund um Arco und das nördliche Gardaseeufer verbracht hatten, wollten wir jetzt die grünen Hänge des Monte Baldo Gebirges erkunden, das sich am linken Seeufer bis fast hinab nach Garda zieht. Zwei Klettersteige hatten wir dort während unseres Urlaubs geplant, mit dem Sentiero attrezzato Gerardo Sega wählten wir den leichteren der beiden zum Auftakt. Für die Anfahrt bieten sich zwei Möglichkeiten, wenn man sich dem Gebirge aus Richtung Norden nähert: Entweder man fährt durch das Etschtal bis nach Avio und von dort hinauf ins Val dei Mollini(307m) oder über Mori und den Passo della Cola(1289m) bis Madonna delle Neve. Unsere Wahl fiel auf die zweite Variante, um uns zum einen den eher uninteressanten Aufstieg aus dem Val dei Mollini zu sparen und andererseits kann man bei der Anfahrt über Mori intensiv die Schönheit dieses Gebirges bewundern. Ab Mori geht es in einer gut ausgebauten Serpentinenstraße hinauf nach Bretonico. Im weiteren Wegverlauf über den Stausee Pra de la Stua(1024m) und den Passo della Cola(1289m) werden die Straßen enger, bleiben aber immer gut befahrbar. Aufpassen sollte man auf jeden Fall auf die Radfahrer, die zahlreich auf den Passtrassen unterwegs sind.

Ausgangspunkt für die Tour ist dann der kleine Parkplatz an der Wallfahrtskirche Madonne delle Neve(1082m). Ab hier folgt man den Hinweisschildern zum Klettersteig und steigt an der Ponte della Balanzà(980m) linker Hand hinab, dem Bett des Aviana-Baches folgend. Der Zustieg zur Via Ferrata erfordert schon ein wenig Geduld, lange führt der Weg mit wenig Aussicht durch ein dichtes Waldstück, was zumindest dem ein oder anderen Begeher auf Dauer etwas eintönig und langweilig erscheinen mag. Ein kleines Highlight beim Zustieg bildet der schön anzuschauende Preafessa-Wasserfall(720m). Etwa 1,5 Stunden dauert der Zustieg von Madonna delle Neve durch den Wald bis der Weg langsam in einen Felseinschnitt zwischen den Gipfeln des Corno Gallina(1175m) und des Coalàz(1272m) hinein führt. Urplötzlich verlässt man den Wald und steht unmittelbar unter einem gewaltigen Felsdach, das sehr bedrohlich wirkt - die Gefahr von Steinschlag ist förmlich spürbar. Hier beginnt der Einstieg in den eigentlichen Klettersteig und es dürfte hier jedermann sofort klar sein, dass neben dem Klettersteigset auch der Helm zur absoluten Pflichtausrüstung gehört.

Mit einem Blick nach oben versuchten wir uns in diesem beeindruckenden Felsgebilde zu orientieren, was aber aussichtslos war, da die spätere Wegführung von unten unmöglich erscheint. Den Auftakt in den Steig bildet eine große Leiter, über die man eine Ebene nach oben steigt. Von hier aus führt der Weg linker Hand auf ein luftiges, immer schmaler werdendes Felsband, für das man schon ein wenig Schwindelfreiheit mitbringen sollte. Das Band läuft dann erst einmal wieder aus der Wand heraus und etwas enttäuscht fragt man sich nach diesem Auftakt, ob man den Höhepunkt des Klettersteigs nun schon hinter sich gelassen hat. Die nächsten Minuten verlaufen eher unspektakulär wieder im Wald. Kleine Kletterpassagen, teilweise drahtseilgesichert, führen langsam weiter aufwärts, bis man dann plötzlich wieder auf ein weiteres Felsband hinaus tritt. Etliche Meter über dem Ersten und von unten nicht sichtbar wird nun die Wand vollständig durchquert, begleitet von Tiefblicken in den Felsenkessel und hinaus ins Val dei Mollini. Die Wegführung ist sensationell und wir fragten uns schon, wie man auf die Idee kam, hier einen Klettersteig hinein zu legen.

Nachdem man die Wand durchquert hat, geht es wieder hinein in den Wald und ähnlich dem ersten Teilstück weiter über leichte Kletterpassagen nach oben. Schließlich verlässt man den Sentiera Gerardo Sega und den Wald und steht in einer traumhaft schönen Blumenwiese unterhalb des Monte Baldo Hauptkamms(~1200m). Zurück zum Ausgangspunkt Madonna delle Neve(1082m) führt ein Feldweg dann durch die idyllische Landschaft im Val dei Rii mit wunderbaren Almwiesen, kleinen Bauernhöfen und hübschen Wochenendhäusern. Etwa eine Stunde braucht man noch mal, bis der Parkplatz an der Wallfahrtskirche wieder erreicht ist. Der Sentiero attrezzato Gerardo Sega ist kein schwieriger Klettersteig, aber alles andere als uninteressant. Wer etwas Geduld auf dem langen Zustieg hat, wird mit einer abwechselungsreichen Wegführung belohnt, deren Kontrast mit dem gewaltigen Felsschlund und den sanften Almböden am Monte Baldo Kamm kaum größer sein könnte. Auch die Anreise über Mori und den Passo della Cola ist lohnenswert, so dass wir einen Ausflug zu dieser Via ferrata nur empfehlen können.

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