Tourdatum: 26.05.2006 - 27.05.2006
Kategorie: Mehrtagestour
Ort/Region: Titisee / Schwarzwald
Teilnehmer: Christian, Heike, Annette, Holger, Sybille, Rainer
Beschreibung: Wanderung durch die Wutachschlucht im Schwarzwald über 2 Tagesetappen des Querweges von Freiburg bis zum Bodensee. Die Wutachschlucht gilt mit vielen seltenen Pflanzen und Tierarten als ein absolutes Naturparadies.
Bemerkung: Hilfreich für die Tourenplanung mit vielen Hintergrundinformationen ist das Buch von Nils Bremke. ISBN: 3765082287 Beziehbar z.B. über Amazon zum Preis von 4,90€

26.05.2006 Titisee - Hochfirst - Kappel - Schattenmühle (Dauer: 7 Stunden)

Unsere Wanderung führt uns über den sog. Querweg Freiburg-Bodensee, auf dem man die angegebene Strecke in insgesamt 7 Tagesetappen zu Fuß zurücklegen kann. Der Querweg selbst ist Teil des europäischen Fernwanderweges E1 und verläuft in seinen Tagesetappen 2 und 3 durch die canyonartige Wutachschlucht im südlichen Schwarzwald. Nachdem wir Sybille im letzten Jahr an ihrem Geburtstag mit dieser Wandertour im Familienkreise überrascht hatten, war es jetzt an der Zeit, endlich unser Geschenk einzulösen. So waren wir bereits am Vortag Richtung Freiburg gereist und hatten die Nacht bei Sybille und Rainer verbracht, um frühzeitig aufbrechen zu können. Unsere erste Tagesetappe sollte ursprünglich in Hinterzarten starten und uns in ca. 9h zu unserem Übernachtungsquartier Schattenmühle in mitten der Wutachschlucht führen. Doch wie bereits am Vortag regnete es an diesem Morgen in Strömen und wir beschlossen bereits beim Frühstück die recht lange (28,5 km) und auf Grund der Höhenunterschiede anspruchsvolle Tour etwas abzukürzen. Wir starteten also an diesem Morgen statt dessen in Titisee und verringerten die Gesamtlänge der Etappe somit um ca. 6 km. Und tatsächlich hatten wir dann auch mit dem Wetter wahnsinniges Glück: Mit der Ankunft in Titisee ging der Regen in einen leichten Nieselregen über, der dann kurze Zeit später auch völlig aufhörte und es sollte tatsächlich während unserer kompletten Wanderung trocken bleiben. Wir stellten unsere Fahrzeuge auf dem öffentlichen Parkplatz in Titisee neben dem Bahnhof ab, und folgten den Wegweisern am Nordufer des Sees entlang Richtung Hochfirst. Nachdem man die Bundesstraße 317 unterquert hat, geht es stetig ansteigend Richtung Hochfirst (1190m) hinauf, von wo aus man eine wunderbare Aussicht über den Titisee und die Region genießen kann. Dem Querweg Richtung Kappel folgend geht es jetzt relativ eben weiter auf dem Hochfirstrücken. Am sog. Franzosenkreuz (Gedenkkreuz) führt der Weg aus dem Wald heraus und über Wiesen hinab nach Kappel. Durch den Ort geht es dann nach ca. 1km auf eine kleinere Waldstraße bis man irgendwann zum Abstieg über einen schmalen Pfad in die Haslachschlucht gelangt. Wir folgten dem Nordufer der Haslach bis zur Einmündung in die Gutach, die man dann mittels eines Steges quert. Ab jetzt befindet man sich im Naturschutzgebiet Wutach. Das aus dem Zusammenfluss entstandene Gewässer heißt erst ab jetzt Wutach (d.h. wütendes Wasser, von ach = Wasser). Weiter geht es auf dem Schluchtweg direkt entlang der bisweilen tosenden Wutach auf einem schmalen, aber gut begehbaren Pfad bis zum Räuberschlössle(710m). Diese Felsformation trug einst die im 14.Jhd errichtete und verständlicherweise schwer einzunehmende Burg Neu-Blumegg, die wohl in ihrem späteren Verlauf auch mal Zufluchtsstätte für "Gesindel" wurde, daher der Name. Kurz darauf verlässt man den Verlauf der Wutach und biegt aus dem Wald heraus auf eine Ebene mit Wiesen und Feldern ein, die sich doch sehr vom urwüchsigen Wutachtal unterscheidet. Die Schattenmühle erreicht man dann nach ca. 2km dem Wegverlauf folgend wieder zurück in die Wutachschlucht. Unser Nachtquartier hatten wir bereits vorab reserviert (unbedingt zu empfehlen!) und fanden im Bauernhof Frey direkt neben der Schattenmühle eine angenehme Unterkunft. Den Abend ließen wir dann im Gasthof Schattenmühle ausklingen, und sollte es Sie einmal dorthin verschlagen, probieren Sie unbedingt einen Wutachteufel! Dieser feurige Kräuter-Schnapps weckt garantiert die Reserven, die man für das restliche Wegstück in der Schlucht am kommenden Tag noch benötigt :-))

 

27.05.2006 Schattenmühle - Wutachmühle (Dauer: 5 Stunden)

Nach einer ruhigen, erholsamen Nacht und einem Frühstück im Wohnzimmer der guten Frau Frey ging es auf unsere 2. Etappe. Nachdem wir den Kanal des Sägewerks überquert hatten, führte der Weg jetzt am linken Ufer der Schlucht auf und ab. Der Wanderweg überquert dann die Wutach auf der neuen Dietfurter Brücke. Die Landschaft wirkte an diesem sonnigen Vormittag so idyllisch und naturbelassen, dass uns dies fast ein wenig unwirklich erschien. Holger begann sich in seiner kühnsten Phantasie auszumalen, dass die komplette Landschaft ähnlich eines überdimensionalen Bühnenbildes als reine Touristenattraktion für die Wanderer improvisiert und das Vogelgezwitscher auf gut versteckten Lautsprechern ausgegeben wurde. Lachend unterstützten wir ihn die kommenden Kilometer beim Ausarbeiten dieser Theorie, wohl wissend, dass die Wutachschlucht ein großartiges Naturerlebnis bietet und sich uns hier ein Paradies der Tier- und Pflanzenwelt eröffnete. Fast passend dazu erreichten wir dann Bad Boll(621m), heute nur noch Rastplatz und Infopavillon. Bad Boll war, kaum vorstellbar, seit dem Mittelalter bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Heilbad. Zur Hochzeit des Kurbetriebes zwischen 1887 und 1914 stellte die Anlage mit ihren zwei Weihern, Parkanlagen und einem Wasserfall wohl eine große Attraktion dar. An all dies erinnert heute nur noch die Kapelle des Bades, denn die Gebäude wurden Anfang der 90er Jahre abgetragen. Im weiteren Wegverlauf wird das Gelände felsiger. Bald windet sich der Wutachweg über Felsgalerien an der Wand entlang und erlaubt eindrucksvolle Tiefblicke. Der Weg ist auch in diesem Teil der Schlucht unproblematisch mit gutem Schuhwerk zu begehen. Wieder zurück im Tal führt der Weg an der Hermann-Schurhammer-Schutzhütte vorbei, die den Namen des Vaters des Naturschutzgebietes trägt. Dank seinem unermüdlichen Einsatz wurde die Wutachschlucht 1939 zum Naturschutzgebiet erklärt. Bald darauf steht man vor einer gewaltigen Felswand, unter der das Wasser zu verschwinden scheint. Laut unseren Unterlagen muss sich in dieser Ecke irgendwo die Wutachversickerung befinden. Nach einer weiteren Felswand überquert man die Wutach über den modernen Rümmelesteg, bevor es dann wieder zurück in Waldgebiet geht. Auf den letzten Kilometern läuft der Weg sanft aus, bevor wir dann unsere Endstation, die Wutachmühle, erreichten. Über das Gelände des großen Sägewerkes gelangt man zur Bushaltestelle, die Wartezeiten kann man am benachbarten Kiosk mit Schuhwaschanlage(!) überbrücken. Letztere hatten wir übrigens dringend nötig: Die Tour verläuft oft schattig in der Schlucht oder in Waldgebieten und mit der zudem sehr feuchten Witterung der vergangenen Tage waren die Wege doch oft sehr nass und schlammig. Wer die Tour übrigens so oder ähnlich begehen möchte, könnte für folgenden Hinweis dankbar sein: Die Südbaden Bus Gesellschaft (SBG) setzt einen Wanderbus Wutachschlucht ein, der den Transport entlang der Schlucht mit öffentlichen Verkehrmitteln ermöglicht. Soweit mir bekannt, fährt der Bus allerdings nur in den Sommermonaten Samstags, Sonn- oder Feiertags. Wir hatten dies bereits vorab eingeplant und nachdem wir in ca. 5h von der Schatten- zur Wutachmühle gelaufen waren, nutzten wir jetzt den Bus, um zum Bahnhof nach Döggingen zu gelangen. Wer gut zu Fuß ist, kann ein kurzes Stück vor der Wutachmühle noch abbiegen auf den Weg durch die Gauchachschlucht, der in ca. 1,5h nach Döggingen führt. Ab dem Bahnhof kann man dann ohne größere Probleme zurück nach Titisee gelangen. Wir hatten viel Spaß auf der Tour, was alleine schon durch die Konstellation der Gruppe gewährleistet war. Wenn man mit den drei Wenzel-Schwestern unterwegs ist, gibt es immer was zu lachen. Nein, aber auch insgesamt eine lohnenswerte Wanderung mit interessanten Landschaftswechseln, innerhalb der Wutachschlucht durch fast unberührte Natur. Der Abschnitt von Titisee bis zum Eingang der Schlucht verläuft größtenteils über Forst- und Feldwege und ist auch bei schlechter Witterung unproblematisch zu gehen, wo hingegen es in der Wutachschlucht doch bisweilen ziemlich schlammig war. Nässe hält sich dort an einigen Stellen sehr lange auch bei guter Witterung und an manchen Stellen ist Trittsicherheit wichtig. Nach Überschreitung des Hochfirst verläuft die Wegführung fast nur noch bergab, was nicht immer angenehm war. Aber wie gesagt, alles in allem eine empfehlenswerte Tour, die bis auf 7 Tage ausgedehnt werden kann, wenn man den kompletten Querweg von Freiburg zum Bodensee begeht. Ich bin mir allerdings sicher, dass die Wutachschlucht dabei das lohnenswerteste Teilstück dieses Weges bildet.

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