Tourdatum: 08.08.2006 - 11.08.2006
Kategorie: Mehrtagestour
Ort/Region: Oberstdorf / Allgäu
Teilnehmer: Christian, Heike
Beschreibung: Der Heilbronner Höhenweg ist wohl der Klassiker unter den Höhenwegen im Allgäu. Wir kombinierten die Tour mit weiteren zwei Tagesetappen, bei denen wir leider den Mindelheimer Klettersteig wegen schlechter Witterung auslassen mussten.
Bemerkung:  

08.08.2006 Oberstdorf - Fiedererpaßhütte(2067m) (Dauer: 4,5 Stunden)

Die Anreise nach Oberstdorf begann bei starkem Regen. Schon am Vortag hatten wir mit uns gerungen, die geplante Tour kurzfristig nach Südtirol zu verlegen, aber nach Rücksprache mit der Tourismuszentrale, die uns zumindest für die nächsten beiden Tage noch recht gutes Bergwetter ankündigte, hielten wir an unserer Planung fest. Tatsächlich wurde das Wetter Richtung Süden auch besser und wir erreichten Oberstdorf bei warmen Temperaturen und Sonnenschein. Wir hatten eine Rundtour vorbereitet, die uns vom Wanderparkplatz der Fellhornbahn in 4 Tagesetappen wieder dorthin zurückführen sollte. Unsere erste Etappe hatte als Ziel die Fiedererpaßhütte(2067m), zu der wir kurz nach 13:00 Uhr vom Parkplatz in Faistenoy aus aufbrachen. Der Aufstieg beginnt direkt hinter der Talstation und zieht sich stetig aufsteigend durchs Warmatsgundtal bis zur alten Kühgund-Alpe auf 1774m. Ab dann ist das letzte Stück noch einmal steil, bevor wir nach insgesamt 4,5h Gehzeit unser Tagesziel, die Fiedererpaßhütte(2067m) erreichten. Von der Hütte aus ist es nur ein kurzes Stück bis zum Einstieg in den Mindelheimer Klettersteig, den wir uns für den nächsten Tag vorgenommen hatten. Die Hütte war gut besucht, zu den Gästen gehörten auch einige junge Familien mit ihren Kindern. Auch wir fühlten uns dort sehr wohl und verbrachten eine verhältnismäßig ruhige Nacht. Interessant fanden wir die Geschichte unserer Tischnachbarn an diesem Abend, zwei Pärchen aus Welt - einer 230 Einwohner Gemeinde in Nordfriesland, deren Liebe zu den Bergen wohl so groß ist, dass sie jedes Jahr einmal den weiten Weg in die Berge mit dem Nachtzug in Kauf nehmen.

 

09.08.2006 Fiedererpaßhütte(2067m) - Krumbacher Höhenweg - Rappenalptal - Rappenseehütte(2091m) (Dauer: 7 Stunden)

Entgegen der am vorherigen Tag eingeholten Wettervorhersagen, regnete es bereits am frühen Morgen schon wieder. Als gegen halb zehn der Regen in einen Nieselregen überging, beschlossen wir aufzubrechen, da sich auf für die kommenden Stunden keine Wetterverbesserung abzeichnete. Wir entschieden uns aber dafür den Mindelheimer Klettersteig bei dieser Nässe nicht zu begehen, da uns der Weg über den Grat etwas zu gefährlich erschien. Statt dessen umgingen wir den Klettersteig über den niedriger gelegenen Krumbacher Höhenweg parallel zum Grat in Richtung Mindelheimer Hütte. Unterhalb des Kemptner Kopfes verzweigt der Weg dann bei der oberen Angerhütte(1903m) auf den Abstieg ins Rappenalptal, bei dem 700 Höhenmeter Abstieg zu bewältigen sind, die man dann genau auf der anderen Seite wieder aufsteigen muß. Während des Abtieges wurde uns das freudige Erlebnis zu teil, zwei Murmeltieren aus nächster Nähe beobachten zu können. Sie schienen sich von uns überhaupt nicht gestört zu fühlen, ich nehme mal an, dass unsere Geräusche durch den Nebel und Regen ziemlich geschluckt wurden, zumal wir nahezu alleine auf diesem Teilstück unterwegs waren. Man folgt dann Richtung Tal der Wegführung zur Schwarzen Hütte(1224m) und gelangt dann auf dem sog. Eselsweg wieder in den Aufstieg zur Rappenseehütte(2091m). Nach Durchquerung der Talsohle geht es im Körbertobel direkt sehr steil bergauf, so dass wir sehr schnell an Höhe gewannen und schon nach ca. 2 Stunden unser Tagesziel erreichten. Die Rappenseehütte hat eine beachtliche Größe und Schlafplätze werden dort nur zur vollen Stunde vergeben. Wir hatten aber das Glück nicht lange warten zu müssen und gönnten uns nach diesem "nassen" Tag den Luxus einer warmen Dusche. Für den kommenden Tag stand die Etappe über den Heilbronner Höhenweg auf unserem Programm und wir hofften inständig auf Wetterbesserung.

 

10.08.2006 Rappenseehütte(2091m) - Heilbronner Höhenweg - Kemptner Hütte(1884m) (Dauer: 6,5 Stunden)

An diesem Morgen schien uns das Glück doch tatsächlich hold zu sein. Der Himmel war zwar wolkenverhangen, doch es war trocken und schien auch in der Nacht nicht geregnet zu haben. Wie wir dem Wetterbericht entnahmen, war allerdings für den Nachmittag und vor allen Dingen den morgigen Tag Dauerregen vorhergesagt, weshalb wir uns dann auch kurzfristig entschlossen, unsere Tour umzuplanen. Statt einer Übernachtung im Waltenberger Haus, die wir mit der Besteigung des Hohen Lichtes(2651m) und der Mädelegabel(2645m) kombinieren wollten, entschieden wir uns den Heilbronner Höhenweg möglichst trocken in einem Stück bis zur Kemptner Hütte(1884m) durchzulaufen und dann am kommenden Tag über Spielmannsau wieder nach Oberstdorf abzusteigen. Der Weg führte von der Rappenseehütte erstmal wieder ein gutes Stück nach bergauf und ging hinter der Großen Steinscharte(2262m) in eine leichte Felskletterei über. Es geht klettersteig-ähnlich weiter, teilweise versichert mit Stahleisen und gespickt mit einer kleinen Leiter und einer Art Brücke. Der Heilbronner Höhenweg bietet zwei Ausstiegsmöglichkeiten, die Socktal- und die Bockkarscharte, die beide im Abstieg über das Waltenberger Haus(2084m) nach Einödsbach und von dort weiter nach Faistenoy bzw. Oberstdorf führen. Wir erreichten die Bockkarscharte vom Zeitpunkt des Startes aus gesehen nach knapp 4 Stunden, blieben aber trotz einsetzenden Regens bei unsere Entscheidung den Weg zur Kemptner Hütte fortzusetzen. Kurze Zeit später erreichten wir auf die Reste des Schwarzmilzferners. Über dem Gletscher lag eine dermaßen dichte Nebelsuppe, dass wir kurzzeitig etwas die Orientierung verloren und nur noch der ausgetretenen Spur im Schnee folgen konnten. Auch wenn der Schwarzmilzferner ein Gletscher ist - es handelt sich hier nur noch um traurige Überreste eines Solchen, die in den kommenden Jahren wohl gänzlich verschwinden dürften. Die Begehung war unproblematisch und man benötigt weder Seil noch Steigeisen. Die bisher felsige Charakteristik des Höhenweges änderte sich danach völlig und wurde mehr und mehr zum Wanderweg. Da es mittlerweile fest regnete, drückten wir etwas aufs Tempo und erreichten bereits gegen kurz nach 14:00 Uhr die Kemptner Hütte(1884m). Kurz vor Erreichen unseres Tagesziels hatten wir noch einmal die Gelegenheit Tiere in freier Wildbahn zu beobachten, als eine Herde Steinböcke unterhalb des Mädelejochs unseren Weg kreuzte. Insgesamt waren wir an diesem Tag etwa 6,5 Stunden unterwegs.

 

11.08.2006 Kemptner Hütte(1884m) - Sperrbachtobel - Spielmannsau(1004m) - Faistenoy - Oberstdorf (Dauer: 4 Stunden)

Auch heute war es am morgen zunächst trocken, aber man konnte den dunklen Wolken bereits entnehmen, dass dies nicht ewig halten würde. In ca. 2 Stunden stiegen wir durch das Sperrbachtobel hinab nach Spielmannsau(1004m) und in weiteren 1,5 Stunden auf Wald- und Zufahrtswegen weiter zum Parkplatz Renksteg(933m), von wo aus wir mit dem Linienbus das letzte Stück zu unserem Auto zurücklegten. Wir blieben dann noch für diesen Abend in Oberstdorf, bevor wir am nächsten Tag nach einem Besuch der Breitachklamm wieder zurück nach Hause fuhren. Als Resümee der Tour lässt sich festhalten, dass wir auf Grund des schlechten Wetters und des Umgehens des Mindelheimer Klettersteiges sicherlich nicht die Beste unserer Touren erlebten. Aber ich fühle mich in und um Oberstdorf immer wieder sehr wohl und wir hatten sowohl landschaftlich als auch menschlich schöne Erlebnisse. Der Heilbronner Höhenweg macht mit ein wenig alpiner Erfahrung sicherlich viel Spaß und man kann auf zusätzliche Sicherungen wie Klettersteigset und Seil verzichten. Als nachteilig zu beurteilen sind sicherlich die Menschenmassen, die sich auf diesem Abschnitt bewegen und die oftmals zu kleinen Staus an den engeren Kletterstellen führten. Ich kann mir gut vorstellen, nach unserer Tour am Hindelanger Klettersteig(2004), noch einmal eine Tour in dieser Ecke zu planen, die dann den Mindelheimer KS mit dem Weg über den Schrofenpass und den Mutzentobel verbindet.

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