Tourdatum: 12.08.2008
Kategorie: Klettersteig
Ort/Region: Königssee / Berchtesgadener Land
Teilnehmer: Christian, Heike
Beschreibung: Die Besteigung des Hohen Göll(2522m) war für mich die beeindruckendste Tour unserer Bergtourenwoche am Königssee. Ein imposanter Berg, bei dessen Besteigung mit dem Schustersteig und dem Mannlgrat noch zwei Klettersteige integriert werden können.
Bemerkung: Hilfreich für die Tourenplanung ist Hüslers Klettersteigführer Nordalpen (Bruckmann Verlag/ISBN: 3-7654-3862-6)

12.08.2008 Hoher Göll über Schustersteig/Mannlgrat (Dauer: 8,5 Stunden)

Schon mehrfach hatten wir an den Vortagen einen klaren Blick auf die markante Felsenkuppe des Hohen Göll(2522m) oberhalb des östlichen Königsseeufers werfen können. Ebenfalls markant, aber etwas niedriger, der Gipfel des Hohen Brett(2340m), der aus Blickrichtung des Watzmann gesehen, den Hohen Göll rechter Hand flankiert, während sich auf der linken Seite der zackige Mannlgrat hinüber zum Kehlstein zieht. Um in den vollen Genuss dieses Berges zu kommen, hatte ich uns die Besteigung als Rundtour ausgesucht. Der Aufstieg auf den Gipfel sollte über das Purtschellerhaus und den Schustersteig erfolgen, im Abstieg wollten wir über den Mannlgrat hinüber zum Kehlstein queren und über die alte Kehlsteinstrasse wieder zurück zum Parkplatz an der Rossfeldstraße. In den letzten Tagen hatten wir uns "warmgelaufen", um für die lange Tour gerüstet zu sein. Man kann durchaus den Hohen Göll auch mit weniger Kraftanstrengung besteigen, wenn man z.B. den Touristenbus aufs Kehlsteinhaus benutzt, was allerdings nicht ganz billig ist.

Aber immerhin sind auf der hier beschriebenen Route etwa 1200-1300 Höhenmeter im Auf- und Abstieg zu überwinden, darauf sollte man vorbereitet sein (die Nutzung des Kehlsteinbus erspart davon immerhin ca. 600m). Wenn man kein Langschläfer ist, kann man bei dieser Variante einen weiteren Nebeneffekt nutzen: Als Startpunkt für die Wanderung hatten wir den Wanderparkplatz an der Enzianhütte festgelegt, der direkt an der Rossfeld-Panoramastraße liegt, deren Nutzung aber kostenpflichtig ist. Die Mautstellen sind allerdings erst ab 07:30 Uhr am Morgen besetzt und wenn man früher dran ist, kann man sich auch diesen Obulus sparen. Nicht deswegen, aber auf Grund des sehr sonnigen Tages und der Länge der Tour, passierten wir die südliche Mautstelle bereits um kurz nach 07:00 Uhr an diesem Morgen und erreichten nur wenige Minuten später besagten Wanderparkplatz an der Enzianhütte(~1250m). Gleich neben der Hütte beginnt ein steiler Wirtschaftsweg, der in etwa 45 Minuten zum Eckersattel(1413m) hinauf führt. Nun kann man sich entscheiden, ob man den weiteren Aufstieg zum Purtschellerhaus auf deutschem oder österreichischem Boden fortsetzen möchte, beide Varianten sind möglich.

Interessanterweise verläuft die Landesgrenze zwischen beiden Staaten genau mitten durch das Purtschellerhaus(1692m), welches wir in weiteren 45 Minuten vom Eckersattel aus gesehen über die österreichische Seite erreichten. Um 09:00 Uhr Morgens herrschte noch kein Betrieb und die Gäste, die über Nacht geblieben waren, hatten die nächste Tagesetappe bereits angetreten. Auch wir verweilten nur sehr kurz und stiegen bald weiter bergauf. Auf schmalem Pfad geht die Wegführung nun steil und immer felsiger aufwärts und die ersten leichten Kletterstellen sind zu bewältigen. Knapp 1,5 Stunden steigt man in diesem Gelände weiter voran, bis man den Einsteig zum Schustersteig erreicht - eine exponierte Felsflanke, die aber nahezu durchgängig mit einem Drahtseil versichert ist. Alternativ zum Schustersteig kann man auch wenige Meter weiter den Aufstieg durch den sog. Kamin wählen, der auf den Nordgrat des Hohen Göll mündet - beide Wege führen zum Ziel. Wir blieben aber bei der geplanten Variante Schustersteig, die sich im Aufstieg unschwierig begehen ließ. Wir beobachteten allerdings eine Gruppe, die ohne Klettersteigset unterwegs war und in der steil abfallenden Wand im Abstieg so ihre Probleme hatte. Nach dem Ausstieg aus dem Klettersteig erreicht man den Ansatzpunkt des Gipfelgrates in einer Höhe von etwa 2253m.

Der weitere Weg führt nun über den breiten Rücken des Berges in etwa 45 Minuten hinauf zum wunderschönen Gipfelkreuz. Die Wegführung ist dabei phasenweise nicht unbeschwerlich und extrem monoton, da man in einer Unmenge Schotter und Geröll aufsteigen muss, doch die Mühe lohnt sich. Die Aussicht vom Hohen Göll(2522m) ist phantastisch - nicht nur Königssee und Watzmann entzücken das Auge des Betrachters, sondern man hat bei guter Sicht einen freien Blick bis tief in die Hochalpen hinein. Etwa 4,5 Stunden waren seit unserem Aufbruch am Morgen von der Enzianhütte vergangen und ein gutes Stück Weg lag noch vor uns, trotzdem rasteten wir erst einmal ausgiebig. Um die Tour fortzusetzen muss man nun erst einmal auf dem gleichen Weg zurück, den man vor kurzem erst aufgestiegen ist (ca. 30 Minuten). Dort wo der Schustersteig wieder abzweigt, führt der Weg linker Hand auf der gegenüberliegenden Seite den Bergrücken hinab - vor sich hat man nun immer den lang gezogenen Mannlgrat hinüber zum Kehlstein. Nach etwa 30 Minuten Weg beginnt der Klettersteig mit einem steilen Abstieg am Drahtseil, etwas später erfolgt dann ein kurzer, kräftiger Gegenanstieg. Im weiteren Verlauf schlängelt sich der Weg dann in ständigem Auf und Ab immer entlang des Mannlgrats. Mal links, mal rechts des Grates führt der Weg teilweise gesichert dahin und die Länge des Grates erfordert schon etwas Durchhaltevermögen.

Etwas Kurzweil bringen Passagen, in denen man "tunnelartig" und "auf allen Vieren" unter den Felsen durchkriechen muss. Schließlich endet der Mannlgrat am markierten Touristen-Rundweg auf dem Kehlstein. Knapp zweieinhalb Stunden dauert der Weg vom Gipfel des Göll herüber und das Gipfelkreuz des Kehlstein(1837m) nimmt man dabei quasi im Vorbeigehen mit. Die Aussichtsplattformen des historischen Kehlsteinhaus sind bei unserer Ankunft zur besten Nachmittagszeit von Menschenmassen bevölkert, die im Laufe des Tages mit dem Touristenbus herauf gekommen waren. Die Aussicht auf den Königssee ist noch einmal herrlich und etwas Stolz haben wir auch auf den breiten Gipfel des Hohen Göll hinüber geblickt. Irgendwann will man die Tour dann aber auch beenden und dafür darf man nun ein kurzes Stück auf bequeme Art und Weise zurücklegen. Man verlässt das Kehlsteinhaus nämlich über einen Aufzug, der die Besucher komfortabel zum etwa 100m tiefer gelegenen Busparkplatz bringt. Nun geht es zu Fuß weiter über die alte Kehlsteinstraße, die in etlichen Serpentinen wieder hinab führt und nach einem kurzen Zwischenstück über einen Forstweg trifft man auf die Rossfeld-Panoramastraße auf Höhe des Offnerbodens(1150m).

Jetzt nur noch ein kurzes Stück der Straße folgen und man erreicht etwa 1,5 Stunden nach Aufbruch am Kehlsteinhaus wieder den Ausgangspunkt an der Enzianhütte. Insgesamt fast 9 Stunden waren seit unserem Start am Morgen vergangen, aber wie bereits zu Beginn angedeutet: uns hat die Wanderung begeistert. Technisch eine mittelschwere Bergtour, die mit ihren beiden Klettersteigen und der ausgeprägten Länge schon einen gewissen Anspruch hat, auch wenn die Klettersteige selbst nicht sehr schwierig sind. Trotzdem ist oft Konzentration und Trittsicherheit gefordert, aber wem dies keine Schwierigkeiten bereitet, dem sei die Tour zur Nachahmung empfohlen. Vielfach entschädigen herrliche Ausblicke für die Strapazen. Weiterhin besteht ja auch die Möglichkeit, die Tour z.B. unter Verwendung des Kehlsteinbusses etwas abzukürzen.

Bildergalerie: